The Making of Americans von Gertrude Stein

Jenseits des Atlantiks wächst an der Schwelle zum 20. Jahrhundert eine Welt heran, die sich bald als ebenbürtige Konkurrenz zu den alten Kolonialmächten erweist. Die Autorin Gertrude Stein verdichtet diese Epoche zu einer monumentalen Familien-Saga und schafft eines der großen Kultwerke der Avantgarde.

Mit einer radikalen Poetik befragt sie nicht nur die Befindlichkeit des westlichen Individuums, sondern entwirft eine neue Form der Geschichtsschreibung für die, die bisher dort keinen Platz fanden. Sie schafft eine Stimmung von konstantem Aufbruch, um überraschende, sich stets verändernde Weltansichten zu vermitteln.

THE MAKING OF AMERICANS unterzieht den 1000 Seiten starken Epochenroman einem Dramatisierungs- und Performativitätstest. In einem Prolog (Text: Ariane Andereggen) wird kritisch Bezug genommen auf Steins Werk und ihre teilweise bizarren politischen Statements. Als Hauptteil des Abends folgt eine Adaption der historischen Vorlage, in deren Verlauf die äussere Handlung immer stärker zu Gunsten einer experimentellen Sprachspielfläche zurücktritt. Neben den gefeierten, opulenten Textskulpturen zeigen unbekanntere Passagen eine Stein, die in ihrer Exponiertheit als Avantgardeschriftstellerin zwischen Selbstzweifeln und überspannter Selbstermächtigung schwankt.